Agronomische Grundsätze bei Gerste

Das wichtigste Ziel beim Gerstenanbau ist es, eine gute Blattmasse aufzubauen und lange zu erhalten. Ein effizientes Düngermanagement hilft, dies Ziel zu erreichen.

Die photosynthetisch wirksame Strahlung soll in Trockenmasse umgewandelt werden. Die Aufnahme von Licht und die aus Gerste gewonnene Trockenmasse stehen in einem klassisch-linearen Verhältnis zueinander. Die gegenwärtig angebauten Gerstensorten haben einen Ernte-Index von etwa 50 Prozent, das heißt 50 Prozent der gesamten Trockenmasse wird in Kornertrag umgewandelt. Auf diese Art und Weise wird der Ertrag durch verfügbare Niederschlagsmengen beeinflusst. 

Diese einfachen Zusammenhänge stellen die Grundlage dar, auf die wir unsere landwirtschaftlichen Grundsätze beim Gerstenanbau stützen. Die Ausbildung einer Blattfläche von ausreichender Größe (nicht zu groß) mit gesunden grünen Blättern ist notwendig, um die Sonnenstrahlung aufzufangen und 90 Prozent der auftreffenden photosynthetisch wirksamen Strahlung aufzunehmen. Diese Blattfläche muss während der Phase der Kornfüllung grün und gesund bleiben. Es gibt daher zwei klar abgegrenzte Ziele

  1. Aufbau der Blattfläche: Schnelle Ausbildung der Blattfläche mit der richtigen Größe
  2. Erhalt der Blattfläche: Die Größe und Gesundheit der Blattfläche bis zur Ernte erhalten

 

Aufbau des Blattapparates bei Gerste 

Bei der detaillierten agrarökonomischen Planung ist es wichtig, die entscheidenden Ertragskomponenten zu kennen, um hohe Erträge und gute Qualitäten zu erreichen. Die zentralen Bestandteile einer Planung werden nachstehend aufgeführt:

Ertragskomponenten bei Gerste

Die Etablierung des Gerstenbestandes beginnt mit der richtigen Aussaatstärke, um die für das Frühjahr gewünschte Bestandesdichte zu erreichen. Die Saatstärke richtet sich nach der Keimfähigkeit, den Saatbettbedingungen, dem Zeitpunkt der Saat und den erwarteten Feldverlusten. Nach der Bestimmung dieser Faktoren gilt es, den pH-Wert und den Nährstoffgehalt des Bodens zu kontrollieren und bei Bedarf entsprechende Ausgleichsmaßnahmen zu ergreifen. Wenn die Böden nicht den optimalen pH-Wert von 6 bis 6,5 aufweisen, sinkt die Verfügbarkeit einiger Nährstoffe durch Wechselwirkungen im Boden. Alle Nährstoffe, die in zu geringer Menge vorhanden sind, müssen durch Düngung und Blattanwendungen von Mikronährstoffen ergänzt werden. 

Die Pflanze ist nach der Bildung von zwei bis drei Blättern für ihre weitere Entwicklung auf die Bodennährstoffe angewiesen, insbesondere auf Phosphor und Stickstoff. Mangan, Zink und Kupfer sind wichtige Mikronährstoffe, die häufig im Mangel sind. Innerhalb der ersten 50 bis 60 Tage des aktiven Wachstums wird das Ertragspotenzial entscheidend beeinflusst, da sich die Hauptkomponenten entwickeln. Dazu zählen zum Beispiel die Anzahl der Ähren und das Korngewicht. Wenn die Aussaat der Wintergerste hinausgezögert wird, verlängert sich der Zeitraum bis zur Blattbildung und die Bestandesentwicklung wird verlangsamt.

 

Nach der Bestandesetablierung beginnt die Bestockungsphase, und es bilden sich weitere Triebe. Diese zählen bereits zum Blattflächenindex (BFI – Blattfläche im Verhältnis zu Bodenoberfläche) und tragen zur Bildung der Blattfläche für die Lichtaufnahme bei. Die Bestockung ist aus agrarökonomischer Sicht von großer Bedeutung, da so ein dünner Pflanzenbestand ausgeglichen werden kann. Obwohl die Höchstzahl an Bestockungstriebe genetisch vorgegeben ist, wird die tatsächliche Anzahl durch jahreszeitliche Bedingungen, Tageslänge, Zeitpunkt der Aussaat, Pflanzenpopulation und Nährstoffversorgung beeinflusst. Bei Feuchte oder Nährstoffmangel bleiben die Knospen im Ruhezustand und die Pflanze entwickelt nur wenige Bestockungstriebe. Unter optimalen Bedingungen endet die Bestockung bei Lichtmangel aufgrund der geschlossenen Bodenbedeckung. 

Die Dauer der Bestockungsphase ist je nach Sorte unterschiedlich und kann bei einem dünnen Pflanzenbestand bis in die späteren Wachstumsstadien andauern. Nicht alle diese Bestockungstriebe bilden Fruchtstände aus. Die Alterung der Bestockungstriebe beginnt nach der Blütenbildung im Haupttrieb, da die sich entwickelnden Ährchen und Blütchen miteinander um die verfügbaren Assimilate konkurrieren. Die Überlebensrate der Bestockungstriebe wird durch die Menge an Nährstoffen, Licht und Wasser bestimmt, die der Pflanze zur Verfügung stehen. Bestockungstriebe, die überleben, aber keine Ähre/Spindel tragen fungieren als Quelle für Nährstoffe und Kohlenhydrate für die Ausbildung der Körner. Die Anzahl der überlebenden Bestockungstriebe mit Ähren variiert je nach Sorte, jahreszeitlichen Bedingungen und Anbaumanagement. 

Änderung der Etragskomponenten in Abhängigkeit der Niederschlagsmenge

 

Während der Bestockungsphase gehen die Pflanzen in die „Vernalisation“, die in Abhängigkeit von der Tageslänge (Lichtperiode) eintritt und für den Übergang der Pflanze in das nächste Entwicklungsstadium benötigt wird, das als „Großes Wachstum“ bezeichnet wird. Der einzelne Pflanzenhalm beginnt sich zu strecken und bildet schließlich eine Blattfläche, die sechsmal so groß ist wie die Bodenfläche (BFI 6). Während dieses wichtigen Zeitraums erreicht die Nährstoffaufnahme ihren Höhepunkt, und der Bedarf der Pflanze muss durch das Ausbringen von Dünger und Mikronährstoffen gedeckt werden. Der Nährstoffmanagementplan sollte daher mehrere Gaben von Dünger, Blatt- und Mikronährstoffen umfassen, um die höchste Effizienz der Nährstoffverwertung pro Produktionseinheit zu gewährleisten. Nach der vollen Entfaltung des letzten Blattes bzw. des Fahnenblatts, ist die Ausbildung des Bestandes vollendet. Die gesamte Aufmerksamkeit des Landwirts richtet sich nun auf den Erhalt dieses Blattapparats als „Quelle“ von Assimilaten für die Ausbildung der Körner (auch Sinks genannt), die den Endertrag erbringen und die Qualität bestimmen.

Den Blattapparat erhalten

Der Endertrag wird durch viele Faktoren beeinflusst, die auch die Kornzahl/m2 bestimmen, darunter die Witterung, Krankheitsbefall und notwendige Pflanzennährstoffe. Die Körner werden nur gefüllt, wenn die Pflanze während der Bodenbedeckung Kohlenhydratreserven im Halm eingelagert hat und über grüne Blätter verfügt, die beim Füllen der Körner effizient Photosynthese leisten können. Bei der Gerste ist die Gesundheit der Grannen wichtig, da sie wesentlich zur Photosynthese während der Kornfüllung beitragen.

Chlorophyll molecule

Stickstoff und Magnesium sind grundlegende Bausteine des Chlorophylls, dessen Gehalt ausschlaggebend ist für das Blattgrün (und damit für die Photosynthese). Eine unzureichende Photosynthese in den ersten zwei oder drei Wochen der Kornfüllung reduziert die Zellzahl und das Korngewicht. Ein unzureichender Stickstoffgehalt im Fahnenblatt führt zum Absterben der Blütchen (Fruchtknoten). Die Kornfüllung ist abhängig von der Kapazität des „Sink“ (das heißt, aller Körner in einer Ähre) und der „Source“ (das heißt, den Assimilaten aus Photosynthese und Reserven). Wenn die „Source“ der „Sink“ zum Beispiel aufgrund einer späten Trockenperiode oder einer Krankheit nicht ausreichend versorgen kann, werden die Körner nicht genügend gefüllt und sind nach der Reife verkümmert. Einer der Faktoren für die Kornfüllung ist der Transport der Halmreserven in das Korn. Das erfordert Energie, die durch ATP bereitgestellt wird, ein phosphatreiches Molekül.

Checkliste der agronomischen Grundsätze

  1. Sorgen Sie für gut strukturierte Böden beziehungsweise ein gutes Saatbett, um die Bildung eines großflächigen und effizienten Wurzelsystems und die optimale Versorgung mit Bodennährstoffen zu gewährleisten. 
  2. Korrigieren Sie pH-Werte, die eine Versorgung mit Bodennährstoffen beeinträchtigen. 
  3. Verwenden Sie Makro- und Mikronährstoffen (vor allem Stickstoff, Kalium, Phosphat, Mangan, Zink und Kupfer), um ein frühes und schnelles Wachstum und die Entwicklung der Pflanze zu fördern. 
  4. Erstellen Sie einen Düngungsplan, um den nicht vom Boden abgedeckten Nährstoffbedarf zu sichern, wobei während der Ausbildung des Blattapparats auf die richtigen Mengen und Zeitpunkte zu achten ist.
  5. Verwenden Sie Nährstoffe in pflanzenverfügbarer Form, um die Effizienz der Nährstoffnutzung optimal zu gestalten.
  6. Kontrollieren Sie die Entwicklung der Kultur, um auf etwaige Mängel zu reagieren, die sich auf den Erhalt der Blattfläche verkürzen und die Kornanzahl verringern können. 
  7. Berücksichtigen Sie die vom Endverbraucher erwartete Kornqualität und richten Sie das Düngungsplan dementsprechend aus. 
  8. Nutzen Sie die Tools und Services von Yara um Ihren Düngungsplan zu erstellen und die Rentabilität zu maximieren.

Wie Pflanzenernährung die Gerste beeinflusst

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