June 05, 2025

YARA Rostock reduziert Lachgasemissionen um 99 Prozent

Ein Jahr nach der Installation der zweiten Katalysatorstufe zieht YARA Rostock am Standort Poppendorf Bilanz: Das Unternehmen senkt seine N2O-Emissionen um 99 Prozent im Vergleich zu 2007.

Der Startschuss für das Projekt fiel 2005. Damals begann YARA Rostock mit der
Messung und Analyse der Emissionen. Die dafür notwendige DeN2OKatalysatortechnologie, hochgradig hitzebeständig, aber gleichzeitig stabil und effizient, wurde von Yara International in Norwegen selbst entwickelt. 2008 und 2009 erfolgte der Einbau dieser Technologie in die beiden Salpetersäureanlagen in Poppendorf. Bis 2022 reduzierte YARA Rostock so die Treibhausgasemissionen um mehr als 80 Prozent gegenüber den Werten von 2007.


Innovation wird Standard

Nach der erfolgreichen Einführung des Katalysators teilte YARA die Technologie mit
anderen europäischen Düngemittelherstellern. Heute ist Yaras Patent in Westeuropa
Standard. Deswegen haben Düngemittel aus der Region einen bis zu 50 Prozent
geringeren CO2-Fußabdruck als Produkte aus Ländern ohne diese Technologie.
„Die Idee der Lachgas-Katalysatortechnologie war einfach und revolutionär. Sie
ermöglichte eine Halbierung der Emissionen“, erinnert sich Dr. Donald Höpfner,
Projektleiter und Manager Strategie bei YARA Rostock. „Durch die Patentierung und
Weitergabe des Katalysators leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung
der Klimabilanz in der gesamten EU.“


Fortschritt in Zahlen


2023 und 2024 folgten weitere bedeutende Schritte für die Klimaanpassung des
Poppendorfer Werks: Der Einbau der ersten verbesserten DeN2O-Reduktionsstufe 2023 und der zweiten im Mai 2024. „Ein Jahr nach Inbetriebnahme der letzten Stufe zeigen unsere Messungen, dass wir sogar über 99 Prozent unserer Lachgasemissionen eliminiert haben“, erklärt Frank Paarmann, Geschäftsführer von YARA Rostock. „Heute messen wir weniger als 20.000 CO2-Äquivalente – im Vergleich zu ca. 2,5 Millionen Tonnen im Jahr 2007.“

Klimaneutral bis 2050

YARA International ASA strebt Klimaneutralität bis 2050 an. „Das Potenzial zur
Reduzierung der Lachgasemissionen ist weitestgehend ausgeschöpft“, erklärt Höpfner. „Die Investitionen zahlen sich jedoch durch die steigende CO2-Bepreisung aus.“
Das Team in Poppendorf plant bereits das nächste Projekt: Es will die Emissionen der
zugekauften Energie eliminieren. Durch die Umwandlung von Prozessdampf in Strom
soll der Standort weitgehend energieautark werden. Für ein Drittel der zweistelligen
Millionenkosten liegt bereits eine Fördermittelzusage des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Klimaschutz vor.


Erneuerbares Ammoniak als Zukunftsvision


Weiteres Potenzial zur Emissionsreduzierung liegt in der Art und Weise der Produktion
stickstoffbasierter Düngemittel. Das dafür benötigte Ammoniak liefert Yara per Schiff an das 12 Kilometer entfernte Terminal in Peez und leitet es über unterirdische
Rohrleitungen ins Werk. „Wenn wir künftig sog. grünes Ammoniak – hergestellt durch Elektrolyse mit erneuerbarer Energie statt Erdgas – einsetzen, könnten wir den CO2-Fußabdruck des Vorprodukts um bis zu 90 Prozent senken“, erklärt Paarmann. „Kohlenstoffarmes, auch als blau bezeichnetes Ammoniak, bei dem CO2 abgeschieden und gespeichert wird, würde je nach Verfahren eine Reduktion von 40 bis 95 Prozent ermöglichen, doch noch fehlt die Marktnachfrage.

 

Von der Vision zur Realität


Der Bedarf an CO2-reduziertem Ammoniak wird in Deutschland steigen, da es ein
idealer Wasserstoffträger ist. Dr. Till Backhaus, Minister für Klimaschutz,
Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern, lobt YARAs Engagement: „Das Werk war zwar schon bei seiner Inbetriebnahme 1985 ein Vorreiter, doch das Potenzial zur weiteren Emissionssenkung war enorm. Ich bin beeindruckt von Yaras Innovationsgeist, der hier zu einem nachhaltigen Business Case und einem großen Beitrag für den Klimaschutz geführt hat. Das stärkt den Standort Rostock und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern.”
Jonas Skei, Gesandter der Königlich Norwegischen Botschaft in Berlin: „Eine
umweltfreundliche industrielle Entwicklung sowie Investitionen in emissionsarme
Innovationen sind ein gemeinsames Anliegen Norwegens und Mecklenburg-Vorpommerns. Mit seiner neuartigen Katalysatortechnik hat YARA einen bedeutenden
Beitrag zur klimafreundlichen Transformation der Düngemittelindustrie in ganz Europa
und darüber hinaus geleistet. Nur durch solche Fortschritte können wir nachhaltige
Wertschöpfungsketten erreichen.“

 

Infobox:


N2O ist Distickstoffmonoxid, welches als unerwünschtes Produkt bei der Umwandlung von Ammoniak (NH3) zu Salpetersäure (Ostwald-Verfahren) entsteht. Bei einer Temperatur von 860°C bildet sich N2O, auch unter dem Namen Lachgas bekannt. Aufgrund seiner langen Verweildauer in der Atmosphäre von 109 Jahren, trägt Lachgas deutlich mehr zur globalen Erderwärmung bei als CO2. Bezogen auf 100 Jahre ist N2O 265-mal klimaschädlicher als CO2.
Die DeN2O-Katalysator-Technologie wurde vom Yara Konzern entwickelt und ist eine ebenso einfache wie geniale Lösung: Unterhalb des Brennerkorbs der Salpeteranlage wurde der Platz auf 300 mm erweitert, um das Katalysatorvolumen zu verdoppeln. Der Brennerkopf erhielt eine Verlängerung, und eine neue Stützstruktur verstärkt den gesamten Aufbau. Unter dem Brennkorb verlaufen eng aneinander liegende Rohrleitungen, die den Prozess mit Dampf kühlen. Ein Lochblech deckt die Leitungen ab. Darauf liegen tausende kleine, kobaltbasierte Katalysatorpellets, die ein Netz aus Platin-Rhodium bedeckt. Der Brennerdeckel verschließt das System fest. Bei 860° C reagiert hier im Ostwald-Verfahren Ammoniak (NH3) zu Stickstoffmonoxid (NO). Dabei entsteht als unerwünschte Nebenreaktion Lachgas (N2O). Die Mini-Katalysatoren mit ihrer Kobaltbeschichtung zerstören das N2O direkt bei der Entstehung, indem sie es in Stickstoff (N2) und Sauerstoff (O2) zerlegen.


Pressekontakt:
Yara Deutschland
Mechthild Mohr
mechthild.mohr@yara.com
+49 151 169 54754